Hilfe für den Wald im Klimawandel – Bodenschutzkalkung im Landkreis Rottweil im Herbst 2023


Forstamt Rottweil, den 24.10.2023

ein grüner Unimog fährt auf einem Waldweg und bläst seitlich von sich Kalkstaub eine Böschung hinauf

Hilfe für den Wald im Klimawandel – Bodenschutzkalkung im Landkreis Rottweil im Herbst 2023

Im Herbst 2023 wird eine Bodenschutzkalkung in ausgewählten Wäldern im Landkreis Rottweil durchgeführt werden. Baden-Württemberg setzt seit rund zehn Jahren bewährte Gemische aus natürlichem Dolomitgestein, Holzasche und Wasser für die Bodenschutzkalkung ein, die bei uns im Landkreis Rottweil nun im Herbst 2023 mittels speziell ausgerüsteter Fahrzeuge vom Boden aus verblasen werden. Die Materialien werden hierfür durch regionale Kalkwerke hergestellt und angeliefert. Die Kalkung wird im Zeitraum von Ende Oktober bis Mitte November 2023 durchgeführt. Die Maßnahme findet in der Gemeinde Hardt statt. Je nach Wetterlage wird die gesamte Maßnahme ca. eine Woche in Anspruch nehmen. Während dieser Zeit müssen Besucher damit rechnen, dass der Zugang zu den betroffenen Waldgebieten kurzfristig eingeschränkt wird. Dann werden Hinweisschilder aufgestellt.

Weshalb wird der Wald gekalkt?

Eine Bodenschutzkalkung von Waldflächen wird notwendig, da es aufgrund der Industrialisierung zu unnatürlichen Versauerungsprozessen („Saurer Regen“) in den Waldboden kam. Säureeinträge aus der Luft, die durch die ungefilterten Abgase der Industrieanlagen entstanden sind, gelangten in den Boden und haben in der Folge dazu geführt, dass Nährstoffe ausgewaschen wurden und ein für viele Bodenlebewesen zu saures Milieu entstanden ist. Als Folge sind viele Waldböden in ihrer Funktion als Trinkwasserfilter, Pflanzenstandort und Lebensraum nur noch eingeschränkt funktionsfähig.

In den versauerten Böden sind die dort natürlicherweise vorkommenden Lebewesen nicht mehr oder nur eingeschränkt lebensfähig (z.B. Regenwürmer), dadurch können wichtige Vorgänge im Boden nicht mehr stattfinden wie z. B. natürliche Bewegung und Durchmischung des Bodens und Zersetzung der Bodenstreu. Die Bäume, die auf versauerten Standorten wachsen, können nicht mehr so tief wurzeln und erreichen die wichtigen Nährstoffe nicht mehr. Betroffene Bäume zeigen dies z.B. durch lichte Kronen, Nadelvergilbungen oder auch durch eine verminderte Trockenstressresistenz. Die Schäden durch die Bodenversauerung aus der Vergangenheit können die Waldböden nur teilweise selbständig regenerieren zudem dauert dieser Prozess sehr lange.

Um den Bodenzustand wieder zu verbessern und die Regeneration zu unterstützen, hat die Landesforstverwaltung Baden-Württemberg ein mehrjähriges Kalkungskonzept entwickelt. Wie bereits bundesweite Bodenzustandserhebungen gezeigt haben, können mit Hilfe der Bodenschutzkalkung in ausgewählten, kalkungsnotwendigen Wäldern die oben genannten Symptome abgemildert werden und sich die Bodenlebensräume erholen. Diese Verbesserung dient neben der höheren Lebensraumqualität auch dem Trinkwasser, dem Wasserspeicher sowie dem Wasserfilter. Außerdem hilft es den Bäumen, da sich die Verfügbarkeit der Nährstoffe verbessert und sie wieder tiefer wurzeln können. Ein guter Bodenzustand ist die Grundlage für einen Wald mit hoher Biodiversität, der auch den Herausforderungen des Klimawandels standhalten kann.

Einschränkungen für Waldbesucher

Eine gesundheitliche Gefährdung für Menschen durch das Kalkmaterial besteht nicht. In den betroffenen Waldgebieten kann es während der Ausbringungsarbeiten zu Wegesperrungen oder zu Behinderungen kommen. Waldbesuchende und Waldbesitzende sollten die Sperrhinweise und Informationstafeln unbedingt beachten, denn es ist mit einem erhöhten LKW-Verkehr aufgrund der Materialanlieferungen sowie im Bereich des Gebläsefahrzeuges mit Kalkstaub zu rechnen.

Die Überwachung der Durchführung übernimmt die untere Forstbehörde des Landkreises Rottweil. Für die Bodenschutzkalkung wurden die Informationen über den Bodenzustand durch die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg herangezogen und durch Bodenproben vor Ort ergänzt. Auf diesen Grundlagen wurden Karten erstellt, die als Planungsgrundlage dienten. Darin sind Kalkungsflächen, empfindliche Ausschlussbereiche, die geeignete Materialmischung und eine Empfehlung zur Art der Ausbringung dargestellt. Auf Grundlage dieser Karten erfolgte eine Abstimmung mit der Naturschutz- und Wasserbehörde.

Weitere Informationen zum Thema Bodenschutzkalkung finden sich auf der Internetseite der FVA unter www.fva-bw.de

Zur Pressemitteilung als PDF: Hilfe für den Wald im Klimawandel – Bodenschutzkalkung im Landkreis Rottweil im Herbst 2023 (PDF)