Gesundheitsamt: Die Zeckensaison hat schon begonnen


Als Blutsauger gehören Zecken nicht nur zu den weniger possierlichen Tierchen, sie können als Überträger von Bakterien und Viren auch unangenehme Krankheiten auslösen. Vor allem die durch Viren ausgelöste FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), die aber entgegen der Bezeichnung auch im Hochsommer, Herbst und sehr selten in milden Wintern auftreten kann, kann durch einen Zeckenstich übertragen werden. Eine wichtige Rolle spielt auch die durch Bakterien verursachte Borelliose hierzulande. Während die Zecken in ganz Deutschland mit Borellien, den potenziellen Auslösern der Borelliose, besiedelt sein können, beschränkt sich der Befall mit FSME-Viren auf klare Risikogebiete. Hierzu gehören fast alle Landkreise in Baden-Württemberg. Auch der Landkreis Rottweil gehört zu den Landkreisen mit sehr hohem Risiko.

Erst die 2001 eingeführte Meldepflicht für FSME hat ermöglicht, dass Verlauf und Häufigkeit dieser Infektion beurteilt werden können. In den letzten Jahren wurden im Kreis Rottweil durchschnittlich zwischen fünf und sechs FSME-Infektionen gemeldet bei allerdings hoher Variabilität der Fallzahlen. 2006 war das Jahr mit den meisten Erkrankungen nicht nur im Kreis (17 Fälle), auch im gesamten Land (281). Im aktuellen Jahr ist im Kreis bisher noch kein einziger Fall von FSME gemeldet worden.

In Risikogebieten lassen sich bei 0,1 bis 5 Prozent aller Zecken FSME Viren nachweisen. Falls nach einem Zeckenstich eine Infektion stattgefunden hat, treten bei einem Drittel der Fälle meist nach ein bis zwei Wochen Krankheitszeichen wie Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen und Schwindel auf. Rund zehn Prozent der Infizierten entwickeln nach einem beschwerdefreien Intervall von etwa einer Woche eine Meningoenzephalitis, die zu schweren Verläufen mit Anfällen und Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma führen kann. Da hauptsächlich Erwachsene von schweren Verlaufsformen betroffen sind, ist es bedauerlich, dass die Impfquote bei Erwachsenen besonders gering ist. Weil die Erkrankung nicht ursächlich behandelt werden kann, das heißt, nur die Symptome gelindert werden können, ist die Impfung in Risikogebieten der einzig sinnvolle Schutz und wird von der STIKO (Ständige Impfkommission) in der Regel ab einem Alter von drei Jahren empfohlen.

Insgesamt drei Impfungen mit einem geeigneten Impfstoff führen zur vollständigen Grundimmunisierung. Je nach Impfstoff sollte im Abstand von drei bis fünf Jahren eine Auffrischimpfung erfolgen. Im Kreis Rottweil hatten 2015 nur etwas über zwanzig Prozent aller Kinder bei der Schuleingangsuntersuchung einen vollständigen Impfschutz. Angesichts der Tatsache, dass nur fünf bis zehn Prozent der Infektionen auf Menschen die jünger als fünfzehn Jahre alt sind entfallen, die schweren Fälle hauptsächlich Erwachsene treffen und die Impfquote der Erwachsenen unter der der Kinder liegt, wäre vor allem eine bessere Durchimpfung der Erwachsenen im Kreis Rottweil wünschenswert.

Neben der virusbedingten FSME wird die durch Bakterien ausgelöste Borelliose durch Zecken übertragen. Eine Impfung ist derzeit noch nicht möglich. Borellien kommen, je nach Region, bei bis zu 30 Prozent der Zecken vor und sind damit häufiger, als die FSME-Erreger. Nach einem Zeckenstich erkranken nur rund ein Prozent der Infizierten mit den Symptomen einer Borelliose. Nicht wenige Waldarbeiter tragen Antikörper gegen Borellien in sich, obwohl sie nie erkrankt waren, das bedeutet, dass die Erkrankungszahlen deutlich unter den Infektionszahlen liegen. Die Borelliose kann Schäden an Haut, Nervensystem, Gelenken und dem Herzen verursachen und grundsätzlich in drei Stadien ablaufen, die zeitlich Tage, Wochen, Monate oder Jahre dem Zeckenbefall folgen können. Am

häufigsten findet sich die früh auftretende sogenannte Wanderröte, bei der sich eine Rötung um den Ort des Zeckenbefalles bildet, die sich zum Rand hin ausbreitet und in der Mitte wieder abblasst. Behandelt wird die Borelliose mit einem für das jeweilige Krankheitsstadium geeigneten Antibiotikum.

Vorbeugend sollte beim Aufenthalt im Freien helle Kleidung, die möglichst viel Körperoberfläche bedeckt, getragen werden. Repellents können zeitlich begrenzt gute Dienste tun. Besonders wichtig ist jedoch eine saugende Zecke möglichst frühzeitig zu entfernen, ohne das Tier zu quetschen. Hierzu eignen sich Zeckenzange oder Zeckenkarte. Keinesfalls sollte mit Öl oder Klebstoff hantiert werden. Die Zecke hat kein Gewinde, so dass sich die früher geführte Diskussion über die Drehrichtung bei der Zeckenentfernung erübrigt hat. Ist die Zecke beseitigt, sollte die Wunde sorgfältig mit Alkohol desinfiziert werden.